Spiritualität
Wie drückt sich unsere Beziehung zu Gott konkret aus? Wie beten wir konkret?
Gebet
Wenn man jemanden liebt, dann möchte man immer mit ihm sein. In Bezug auf Gott ist es nichts anderes als das Gebet. Doch immer nur mit dem, den man liebt zu sein ohne etwas anderes zu tun, funktioniert nicht. Selbst im Kloster nicht. Während der Arbeit versuchen wir immer wieder an ihn zu denken. Dabei orientieren wir uns an der Schule der Ostkirche. Sie spricht vom immerwährenden Gebet. Immer wieder im Herzen den Namen Jesu aussprechen, ein einfacher Blick auf das Kreuz oder ein Stoßgebet. Doch es braucht die besonderen Zeiten, wo man nur für Ihn da ist. Das nennen wir das innere Gebet. Eine Stunde am Tag, wo jeder in Stille, alleine vor Gott ist, wenn möglich vor dem Allerheiligsten. Hierfür hilft uns die Schule des Karmel, besonders Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz und Therese vom Kinde Jesu.

"Die wahre Marienverehrung ist heilig: Sie hilft, die Sünde zu meiden und die Tugenden Marias nachzuahmen."
Hl. Ludwig Maria Grignon de Montfort
Liturgie
Wir beginnen den Tag mit dem Gebet, hören ihn mit Gott auf und unterbrechen immer wieder unsere Arbeit, um zu beten. Wir beten das Stundengebet der Kirche, wie alle Priester und Ordensleute weltweit. Die gleichen Psalmen und Gebete. Die Klarissen haben es hier über Jahrzehnte treu getan und wir dürfen hier in Paderborn dieses Erbe weiterführen. Das ist Katholisch, sprich allumfassend: man ist nie allein. Wir sind eingebettet in diese große weltweite Gemeinschaft. Unsere Melodien sind vierstimmig, komponiert von unseren Geschwistern und inspiriert von den Harmonien der Ostkirche. Der Höhepunkt eines jeden Tages ist die Hl. Messe.
Wort Gottes
Die biblischen Texte wurden vor langer Zeit geschrieben. Was hat das heute mit mir zu tun? Es geht nicht einfach um alte Geschichten, die tausend Jahre alt sind. Das II.Vat. Konzil hat es so formuliert: „Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenwort.“ Es ist eine unerschöpfliche Quelle, um Gott zu begegnen. Diese Erfahrung machen wir jeden Tag. Wir beginnen den Tag mit der Lectio Divina, einer Zeit der persönlichen Betrachtung des Wortes Gottes. Es ist die Erfahrung der Emmausjünger: Im Lesen und Meditieren passiert etwas in meinem Herzen. Jesus wird gegenwärtig, schenkt mir eine neue Sicht auf das Leben und die Kraft mit ihm den Tag für meine Mitmenschen zu leben.
Lobpreis, Charismen
Am Anfang unserer Gemeinschaft stand eine starke Erfahrung des Hl. Geistes. Was bedeutet das? Johannes XXIII. sagte vor dem II. Vat. Konzil: „Wir müssen das Wehen des Hl. Geistes neu in die Kirche hineinlassen.“ War er vorher abwesend? Nein! Doch vielleicht etwas in Vergessenheit geraten. Der Hl. Geist ist da in jeder Liturgie, er wirkt in den Herzen der Menschen. Doch im 20. Jh. erfuhren Studenten in den USA den Hl. Geist auf eine neue Weise. Dadurch entstand eine spontane Art des Lobpreises und eine neue Form füreinander zu beten. Heute ist es die weltweite ökumenische Bewegung der charismatischen Erneuerung, in der auch die Gemeinschaft entstanden ist. Einzelne Elemente finden sich in unseren regelmässigen Gebetszeiten, andere kommen bei Lobpreis- und Gebetsabenden stärker zum Ausdruck.
Alles für Jesus durch Maria
Wofür brauche ich Maria, wenn ich direkt zu Jesus bete?
Eine typische Frage! Wer Jesus nachfolgt, der wählt denselben Weg wie er. Er wollte durch Maria in diese Welt kommen und deswegen ist Maria auch unser Weg. Ausserdem hilft sie uns. Sie war so nah bei Jesus, dass ihr Leben uns zeigt, wie wir mit Jesus leben können. Und wie sieht das konkret aus? Wir sprechen jeden Morgen ein Hingabegebet an Jesus durch Maria. Der Rosenkranz hat einen festen Platz in unserem Gebetsrhythmus. Dabei betrachten wir mit Maria das Leben Jesu.
Einheit der Christen
Jesus hat seine Jünger aufgerufen in Einheit untereinander zu leben, damit die Welt an ihn glaubt. Er spricht davon in seinen Abschiedsreden kurz vor seiner Verurteilung. Schon jahrhundertelang gibt es tiefe Spaltungen zwischen den Christen. Es ist sein Herzensanliegen und deswegen auch unseres. Wir beten für die Einheit und suchen den Dialog mit den anderen christlichen Konfessionen. In all unseren Kapellen gibt es Ikonen, wodurch wir unsere Verbindung und besondere Hochachtung zur Ostkirche zum Ausdruck bringen.
Geheimnis Israel
Viele Jahrhunderte war das Verhältnis zwischen Juden und Christen sehr belastet. Seit dem II.Vat. Konzil mit dem Schreiben Nostra Aetate hat die Kirche sich neu positioniert. Es sind unsere älteren Brüder, wir haben viel von ihnen empfangen. Gott weiß was er tut. Er hat einen Plan mit seinem Volk. Gott löst seinen Bund nicht. Er führt sein Volk, selbst wenn wir nicht wissen wie. Wir beten mit und für sie, damit sich dieser Plan Gottes erfüllt. Besonders konkret wird dies in einer christlichen Shabbatfeier am Freitagabend und in israelischen Tänzen am Samstagabend.